Manche Geschichten erzählen sich nicht von selbst.
Sie wollen reifen. Setzen sich leise in eine Ecke und warten, bis wir bereit sind.
Diese hier ist so eine.
Es geht um Abschied - nicht dramatisch, aber spürbar.
Um ein Ritual, das still gegangen ist, ohne sich zu verabschieden. Und um das, was bleibt, wenn etwas Vertrautes plötzlich fehlt.
Ich wollte 20 Jahre voll machen.
20 Sommer lang Kneipp-Einführungen für den Tourismusverband.
Barfuß. Achtsam.
Mit einer alten Zink-Gießkanne in der Hand - meiner Gießkanne.
Nicht als Pflichttermin, sondern als Einladung, sich wieder zu spüren.
18 Jahre lang war das mein Sommer-Ritual.
Dann kam der Herbst.
Und mein Nachbar warf die Gießkanne in den Müll.
"Die war doch alt", sagte er.
Ich stand da - und spürte:
Nicht nur die Kanne war weg.
Es war, als hätte jemand mein Kneippen entsorgt.
Nachdem ich sie beim Recyclinghof nicht mehr gefunden hatte, versuchte ich sogar, wieder so eine Gießkanne zu bekommen.
Genau die gleiche.
Aber es war nicht mehr dasselbe.
Wenig später kam der nächste Schlag:
Der Tourismusverband wollte das Angebot nicht mehr.
Dieses Jahr steht es zwar wieder im Programm -
aber niemand bucht.
Ich hatte mir das anders vorgestellt.
Rund. Schön. Mit einem stillen Danke.
Aber das Leben hatte keinen Abschied vorgesehen.

Was bleibt?
18 Sommer voller Gespräche.
Barfußschritte. Kalter Güsse und warmer Blicke.
Und das Wissen:
Manchmal endet etwas nicht, weil es falsch ist -
sondern weil etwas Neues durch die Tür will,
die du gerade schließen musst.
Und dann sagt Fritz ganz ruhig ...
"Weißt du Gabi ...
bei uns Holzwürmern it's auch so:
Irgendwann hört das Bohren auf.
Nicht weil das Holz nicht mehr schön wär -
sondern weil's fertig ist.
Und dann?
Dann brauchst halt a neues Brett.
Oder an neuen Rhythmus.
Vielleicht ohne Gießkanne.
Vielleicht mit'm Bauchgefühl.
Hauptsache: du bleibst g'spürig."

Ein Nachsatz über Rituale
Rituale geben Struktur.
Sie schenken Halt - oft mehr, als wir merken.
Aber sie brauchen einen inneren Rhythmus.
Und manchmal geht der verloren, während außen alles noch gleich aussieht.
Nicht jedes Ritual verabschiedet sich höflich.
Manche gehen einfach - leise, durch die Hintertür.
Und vielleicht ist genau das ihr letzter Dienst:
Uns spüren zu lassen,
wo wir selbst schon auf dem Sprung sind.
Kennst du solche Abschiede?
Solche Übergänge, die sich erst mit Abstand erschließen?
Ich freue mich, wenn du mir davon erzählst.
Oder den Text mit jemanden teilst, der gerade loslässt.
Erst als ich Ordnung in ihre Seelen brachte, besserte sich auch der Leib.
-Sebastian Kneipp-
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